Die Gäste:

Professor Karl Lauterbach (59, SPD). Gleichzeitig gibt der Gesundheitsminister Pillen zum Aufwachen und Beruhigen: Die strengsten Regeln in Europa sind richtig, müssen aber nicht unbedingt sein. Auch interessant Roderich Kiesewetter (59, CDU). Der Außenpolitik-Experte twitterte: „Putins Teilmobilmachung zeigt die militärische Schwäche Russlands.“ Katrin Eigendorf (60). ZDF-Kriegsreporter glaubt, Putin verliere die Kontrolle. Micky Beisenherz (45). Die TV-Redaktion fragt das wirtschaftliche Wespennest: „Wann kommen die Energie-Soli?“. Dagmar Rosenfeld (48). Die Chefredakteurin (WELT am SONNTAG) kritisierte Finanzminister Robert Hambeck: „Die Energieumlage darf nicht mehr kommuniziert werden.“ Henrike Roßbach (42). Der Journalist (“SZ”) konstatiert: “Es gibt nicht so viele Länder, die noch so viel über das Coronavirus nachdenken.” Leute, Leute, das wird ein harter Winter! Das Zoff-o-Meter hofft auf wohlige Wärme statt heißer Luft.

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Die vielversprechendste Warteschlange

Nach einem ARD-Ausschnitt von Putins neuester Drohsendung kommentiert Beisenherz zwei Ansichten: “Natürlich denkt man zuerst, oh mein Gott, jetzt passiert es in der Ukraine…” Aber wie der TV-Autor zu seinem zweiten Gedanken weiter sagt: „Das könnte auch ein gutes Zeichen sein, denn die Hexe des Ostens bläht sich wirklich wieder auf aus Angst, sie nicht ernst zu nehmen. Deshalb sagt Putin, die Nuklearwaffenfrage sei kein Bluff. Vielleicht gibt es jetzt mehr Widerstand in Russland.” Micky Beisenherz Foto: ARD

Knackiger Kommentar

“Diese Teilmobilmachung ist auch ein Eingeständnis von Putin, dass er dabei ist, diesen Krieg zu verlieren”, sagte Chefredakteur Rosenfeld ohne Zögern. Ihre Vorhersage: „Die Teilmobilisierung wird den Krieg in die russischen Wohnzimmer bringen. Es betrifft plötzlich Männer, Söhne, Ehemänner. Bisher war es nur eine TV-Show.”

Die heißesten Aussichten

„Mit den Scheinreferenden in den besetzten Gebieten versucht Putin nun eine Opfer-Opfer-Umkehr“, analysiert Rosenfeld weiter. “In seiner Argumentation ist dies russisches Territorium, und er wird ein Selbstverteidigungskrieger.” „Jetzt muss er die Fantasie aufgeben, dass dieser Krieg Russland überhaupt nicht betrifft“, hilft „SZ“-Roßbach, aber: „Ein Putin, der mit dem Rücken zur Wand steht, ist vielleicht ein besonders gefährlicher Putin.“ ! Henrike Rossbach Foto: ARD

Der bitterste Witz

Beisenherz sieht die Einheit des Westens bereits am Wendepunkt, und Rosenfeld presst: „Wer Panzerhaubitze 2000 sagt, muss auch Leopard 2 sagen. Putin kann keine roten Linien ziehen.“ Ihr Vorschlag: „Es gibt 13 EU-Staaten, die Leopard-2-Panzer haben. Warum stellt sich Deutschland nicht an die Spitze einer Initiative, die sagt: Verhandeln wir gemeinsam, um diese Panzer zu schicken?“ Dagmar Rosenfeld Foto: ARD
„Russland hat schon einige Panzer geliefert“, scherzt Beisenherz. “Sie haben sie einfach dort gelassen.”

Die klarste Analyse

Das ist der Kriegs- und Krisenjournalistin Eigendorf, Moskau-Korrespondentin des ZDF, egal: “Putin hat den Westen von Anfang an als Gegner gesehen”, erinnert sie sich. “Das ist nicht neu.” „Zunächst einmal ist dies ein Zeichen in unserem Land, dass die ehemalige Sondereinsatzabteilung nicht funktioniert hat“, sagt Kiesewetter, ein Oberst im Ruhestand mit 27 Jahren in der Bundeswehr. “Aber es ist auch ein Zeichen in unseren Gesellschaften, dass wir Angst schüren, Europa spalten und den Zusammenhalt mit Amerika untergraben.” Roderich Kiesewetter

Die realistischste Vorhersage

Zur Einberufung von 300.000 Soldaten sagt der Außenpolitiker: „Meine persönliche Einschätzung ist, dass er sich auf eine Art Frühjahrsoffensive vorbereitet. Sie müssen erst trainiert werden und das braucht Zeit.” “Deshalb”, so Kiesewetter weiter, “ist es unser Anspruch, die Ukraine so früh wie möglich zu unterstützen.”

Klarere Warnung

“So hart wie jetzt ist Putin noch nie getroffen worden, seit er an die Macht gekommen ist”, sagt Eigendorf. “Wenn ich meinen eigenen Sohn in den Krieg schicken muss, ist das eine ganz andere Sache, als wenn es irgendwelche Leute aus dem Kaukasus sind.” Nach Kiesewetters Einschätzung würde der Einsatz „taktischer Atomwaffen, die etwa ein Hundertstel der Sprengkraft von Hiroshima haben“, dazu führen, dass „sowohl China als auch seine befreundeten afrikanischen Staaten Putin den Rücken kehren. Russland würde ein Paria-Staat werden.”

Die gefährlichsten Funde

Über Putins heimtückische Propaganda sagt der Kriegsreporter: „Die Leute denken, der Westen droht Russland mit Atomwaffen. Einige von uns denken das auch.” „Wir haben russische Atomwaffen im Kaliningrader Gebiet, die in zwei Minuten in Berlin und in drei Minuten in Paris sein können“, erinnerte Kiesewetter.

Dringender Bedarf

Zu Putins Versuch, ukrainische Kriegsbeute durch eine Scheinabstimmung in “russisches Territorium” zu verwandeln, warnt der Außenpolitikexperte: “Dann wäre ein Angriff der Ukraine auf eigenes Territorium ein Angriff auf die Russische Föderation.” „Wir brauchen eine ganz klare Erklärung der Vereinten Nationen“, fügt er hinzu, „am besten von der Generalversammlung, die den gelähmten Weltsicherheitsrat außer Kraft setzen kann. Entscheidend ist, dass Russland hier gegen internationales Recht verstößt.”

Die schockierendsten Schicksale

Ein besonders erschütterndes ARD-Video zeigt das Grab einer Bürgermeisterin, die mit ihrer ganzen Familie in Isjum ermordet wurde, weil sie nicht mit den Russen kooperieren wollte. In der nun zurückeroberten Stadt traf Eigendorf eine alte Frau, die seit sechs Monaten in einem Keller verhungerte, zu der ihr Sohn sagte: “Du stirbst eher, als etwas von den Russen anzunehmen.” Kathrin Eigendorf Foto: ARD

Die schlimmste Erwartung

Zur erwarteten Frühjahrsoffensive erklärt Kiesewetter: „Jetzt haben wir Zeit, die Ukraine gut zu unterstützen. Es besteht auch die Möglichkeit, Leopard-Panzer zu liefern, die zwischen 20 und 40 Jahre alt und für die Ukrainer sehr brauchbar sind.“ “Wir haben zwei, drei schwierige Jahre vor uns”, prognostiziert der Außenpolitik-Experte. „Putin bereitet sich auf einen langen Krieg vor. Wir müssen alles tun, um den Krieg so schnell wie möglich zu beenden.”

Mehr politische Perspektive

„Deshalb“, so Kiesewetter weiter, „habe ich so früh für die schnelle Lieferung von Langstreckenwaffen geworben. Je früher der Krieg endet, desto eher wird das schreckliche Leid in den besetzten Gebieten enden.” Seine Sorge: “Putins Waffe ist, dass die Ukraine auseinanderfällt und wir Flucht und Masseneinwanderung haben.”

Die vorsichtigste Abwehraktion

Begrüßt wird der Gesundheitsminister mit einem Zitat des Virologen Christian Drosten: „Aus Sicht des Einzelnen ist die Gefahr einer Pandemie für die meisten Menschen gebannt.“ „Jetzt hört es sich für mich so an, als wäre Corona von der Gefahr her so etwas wie eine Grippe“, vermutet Maischberger. Der Minister sieht das anders, bleibt aber verschleiert: „Es tut mir leid, wieder eine Studie zu erwähnen“, sagt er. “Ich bin mir sicher, dass sie mich dafür wieder kritisieren werden.” Puh!

Wichtige medizinische Frage

Anschließend zeigt die Talkshow-Moderatorin Bilder vom Wiesn-Getümmel. „Was ist mit der Eigenverantwortung? Wer ein Risiko hat, geht nicht aufs Oktoberfest und trägt dann in einem überfüllten Zug eine Maske“, wundert er sich. „Ich möchte jetzt keine Zahlen nennen, um niemanden zu erschrecken“, entgegnete Lauterbach, knapp an der Frage vorbei. „Aber im Herbst und Winter besteht die Möglichkeit, dass wir dann deutlich höhere Fälle haben. Wir haben eine sehr ansteckende Variante. Darauf müssen wir vorbereitet sein.” Das ist es!

Die unbefriedigendste Erklärung

Maischberger recherchiert: „Oktoberfest und Bahn sind gleichzeitig“, zweifelt sie. “Warum sollte ich in der Bahn eine Maske tragen, aber nicht auf dem Oktoberfest?” „Auf dem Oktoberfest geht man freiwillig hin und geht das Risiko ein“, sagt die Ministerin. „Viele Bahnreisende müssen mit der Bahn zur Arbeit fahren. Wenn ich also sicher fahren möchte, wäre es schön für mich, wenn alle Masken tragen würden.”

Der ungeduldigste Rechtfertigungsversuch

Der Talkshow-Moderator ist noch nicht zufrieden: „Glaubst du nicht, dass die Leute im Zug selbst entscheiden können, wie groß ist mein Risiko bei dieser Variante, mit der wir es gerade zu tun haben?“ geht weiter. Dann wird die Haut des Ministers dünn: “Weißt du, als Gesundheitsminister kann ich nicht immer am Rande des absurdesten Verhaltens im Land stehen”, schimpft er. „Es kann nicht das Muster sein, dass das gefährlichste Verhalten, das wir irgendwo sehen, zum Muster für alle wird.“ Boom!

Die energischste Ankündigung

„Könnte das das Muster sein, dass Deutschland das strengste Infektionsschutzgesetz in ganz Europa hat?“ Maischberger antwortet sofort. „Ich denke, wir setzen einen strengen Maßstab“, räumt Lauterbach ein, aber: „Maßnahmen greifen nur, wenn es sich wirklich so entwickelt, dass es notwendig wird. Ich möchte nur nicht, dass wir auf den dritten Sturz wieder unvorbereitet sind!“

Die klügste Vorsichtsmaßnahme

Im Finale verbindet die Talkshow-Moderatorin gekonnt ihre beiden Hauptthemen: „Es gibt viele Probleme auf der Welt. Bist du mit anderen Dingen beschäftigt?’ “Ich verfolge die Diskussionen um den Krieg in der Ukraine sehr genau”, berichtet der Minister bereitwillig. “Es wird unterschätzt, wie sehr Deutschland bereits…