Eine Missbrauchsstudie im Bistum Osnabrück ist für Bischof Bode eine persönliche Belastung. Eine Initiative katholischer Laien fordert nun seinen Rücktritt. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag bezog Franz-Josef Bode Stellung und bekannte sich zur Eigenverantwortung. Der Zwischenbericht der Studie der Universität Osnabrück zeige „erhebliche Mängel und schwerwiegende Fehler“, „die größtenteils während meiner Amtszeit gemacht wurden. Dafür trage ich die Verantwortung. Ich habe teilweise selbst fahrlässig gehandelt“, so der katholische Priester . „Es wurde nie mit der Absicht getan, die Gerechtigkeit absichtlich zu verschleiern und zu pervertieren. Ich entschuldige mich bei allen, die aufgrund meiner Fehler und Unterlassungen noch mehr gelitten haben, als sie bereits erlebt haben.“ Die Initiative der katholischen Laien „Neuanfang“ forderte derweil den Rücktritt von Bonde. AUDIO: Betroffener Ciolek: „In meiner Brust schlagen zwei Herzen“ (3 Minuten)

Der Bischof will in seinem Amt bleiben

Er hatte mit engen Mitarbeitern diskutiert, ob er aufgrund der Studienergebnisse im Amt bleiben könne oder ob er dem Papst seinen Rücktritt anbieten solle. „Meine Glaubwürdigkeit ist schwer beschädigt“, sagte Bode. Weitermachen will er trotzdem. „Ich habe mich entschieden, für den Rest meiner Amtszeit mein Bestes zu geben, um die im Zwischenbericht genannten Aufgaben und Pflichten wahrzunehmen und mich auch mit den Ergebnissen des Abschlussberichts in zwei Jahren zu befassen.“ Laut Bode würde ein Rücktritt und die damit verbundene Vakanz den Neubeurteilungsprozess verzögern. Weitere Informationen Der Bischof räumt Fehler ein, hält sich aber für praktisch unverzichtbar, kommentiert Florian Breitmeier. mehr

Eine weitere externe Person soll die Vorgehensweise bei Missbrauch überwachen

Um die Aufklärung von Missbrauchsverdachtsfällen im Bistum Osnabrück zu verbessern, sollen künftig mehr Externe hinzugezogen werden. Es ist eine Stelle für einen unabhängigen Beamten oder einen Beamten für den Beitritt zum Überwachungsteam frei. Diese Person habe den Angaben zufolge die Pflicht, „in jedem einzelnen uns zur Kenntnis gelangenden Verdachts- oder Missbrauchsfall“ für ein ordnungsgemäßes Verfahren zu sorgen, sagte Bode. „Das Überwachungsteam ist weisungsbefugt – nicht der Bischof, der Generalvikar oder eine andere Person aus der Diözesanleitung.“ Außerdem will der Bischof die Verantwortung für die Priester nicht mehr allein in die Hände der Priester legen. Stattdessen sollte die Stabsabteilung die Doppelleitung eines Priesters und eines Laien haben. Video 37 Minuten Bischof Bode von Osnabrück hat sich auf einer Pressekonferenz zu den Vorwürfen in seinem Bistum geäußert. 37 Minuten

Bode will Mittel für Krankheitskosten an den Mediator übergeben

Darüber hinaus wird in naher Zukunft ein Ombudsmann für Betroffene eingerichtet. Diese muss sicherstellen, dass das Bistum die in der Studie festgelegten Verpflichtungen gegenüber den Betroffenen erfüllt. Der externe Vertreter sollte rechtlichen, therapeutischen, beratenden und spirituellen Beistand leisten. Die Ombudsperson erhalte „die Verfügungsbefugnis über den Fonds zur Finanzierung der Behandlungskosten, der sich noch in der Verwaltung des Bistums befindet. Der Zugang zum Fonds werde unbürokratisch und individuell geregelt“, sagte Bode. Video 6min Ein Zwischenbericht sieht Versäumnisse bei ihm, seinen Vorgängern und anderen Amtsträgern im Bistum Osnabrück. 6 Minuten

Die Studie wirft Bode Pflichtverletzung vor

Die Universität Osnabrück hatte erste Ergebnisse einer Studie zum Umgang des Bistums mit Missbrauch in der Kirche veröffentlicht. Der am Dienstag von Wissenschaftlern vorgelegte Zwischenbericht belastet Bode: Der Studie zufolge habe er sich zumindest in den ersten Jahren seiner Amtszeit nicht ausreichend um Opfer gekümmert und Täter an der Macht gelassen oder einfach in andere Gemeinden versetzt. Bode hatte noch am selben Tag die Eigenverantwortung eingeräumt.

Studie: Die Diözese ließ gefährliche Priester im Amt

Wissenschaftler werfen Bode und seinen Vorgängern Helmut Hermann Wittler (1957–1987) und Ludwig Averkamp (1987–1994) vor, nach sexuellen Missbrauchshandlungen immer wieder nicht entschlossen genug vorgegangen zu sein. Die Studie untersuchte die Handlungen von 15 angeklagten Priestern und einem Diakon. Die zuständigen Bischöfe, darunter auch Bode, hätten gefährliche Priester in ihren Ämtern belassen oder in eine andere Gemeinde versetzt, sagte der Rechtswissenschaftler Hans Schulte-Nölke bei der Vorlage des Gutachtens. Das Bistum, das Bode seit 1995 leitet, setzt Kinder und Jugendliche weiteren sexuellen Übergriffen aus. „Die Bischöfe haben in eigener Verantwortung über die weitere Entwicklung von Tatverdächtigen zu entscheiden“, sagte Schulte-Nölke. Darüber hinaus wurden die von den Verbrechen Betroffenen bürokratisch und abschätzig behandelt. Weitere Informationen Der Zwischenbericht der Universität Osnabrück wirft den Bischöfen Pflichtverletzungen vor. Bischof Bode sprach am Nachmittag. (21.09.2022) mehr Der 88-Jährige soll jahrzehntelang Kinder sexuell missbraucht haben. Jetzt verliert er alle Rentenansprüche. (31.05.2022) mehr Der Osnabrücker Bischof Bode berichtete im Weihnachtsgottesdienst über die Missbrauchsfälle in seinem Bistum. Er entschuldigte sich auch für seine eigenen Fehler im Umgang mit den Beschwerden. (31.05.2022) mehr Dieses Thema im Programm:

NDR-Informationen | 22.09.2022 | 16:00