Auch Finnland könnte Russen bald die Einreise praktisch unmöglich machen – als Reaktion auf die russische Eskalation des Krieges. Hier ist die Sache: Nach der teilweisen Mobilisierung in Russland für den Krieg gegen die Ukraine ist die Zahl der Russen, die in das benachbarte Finnland einreisen, sprunghaft angestiegen. Nach Angaben des finnischen Grenzschutzes überquerten am Mittwoch insgesamt 4.824 Russen die Grenze, verglichen mit 3.133 am Mittwoch vor einer Woche. Angesichts der Zunahme will die Regierung “ihre eigene Lösung” für das russische Touristenvisumproblem finden. Außenminister Pekka Haavisto sagte jedoch, die Grenze zu Russland sollte nicht vollständig geschlossen werden, da es immer noch rechtliche Gründe für die Einreise nach Finnland gebe.

Lange Grenze zu Finnland

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Bildunterschrift: Eine Pro-Ukraine-Demonstration Anfang September in Helsinki.  Reuters/Lehtikuva

Finnland hat eine 1340 km lange Grenze zu Russland. Damit stellt das nordische Land unter den EU-Staaten die mit Abstand längste Grenze zu Russland dar. Trotz des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine konnten russische Touristen bisher mit einem Touristenvisum per Bus oder Auto über die finnischen Grenzen in den Schengen-Raum einreisen. Trotz der Zunahme russischer Grenzübertritte in den letzten Monaten und Tagen halten die finnischen Behörden die Grenzsituation nicht für alarmierend, wie SRF-Nordeuropa-Korrespondent Kaufmann bestätigt. So reagieren die Finnen: Angesichts der Teilmobilmachung in Russland sprach die finnische Regierung von einer “Eskalation” des Ukraine-Konflikts. Putins Schritt zeigt, wie wichtig es für Finnland ist, so schnell wie möglich der Nato beizutreten. Oppositionelle Kreise fordern eine vollständige Schließung der Grenze zu Russland. “Russland hat keine Freunde mehr in Finnland”, sagt SRF-Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. Viele Russen leben in Finnland, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern waren in den letzten 50 Jahren bis zum 24. Februar dieses Jahres relativ gut. “Aber jetzt ist allen klar, dass es so nicht weitergehen kann.” Finnland als Urlaubsziel für Russen: Viele Russen reisten laut Kaufmann den ganzen Sommer über als Touristen nach Finnland, vor allem aus dem Raum St. Petersburg – die russische Metropole liegt nur zweieinhalb Autostunden von der finnischen Grenze entfernt. Russen kamen, um einzukaufen oder ein Wochenende zu verbringen. “Vielen Finnen gefiel das überhaupt nicht.” So kam es vermehrt zu Situationen, in denen finnische Touristen russischen Touristen klar machten, dass sie hier nicht willkommen seien – etwa einige Ladenbesitzer stellten ein Schild mit der Aufschrift auf: „Russen sind nicht willkommen.“ So könnte es gehen: Bereits Mitte August kündigte die finnische Regierung an, die Zahl der Touristenvisa für Russen ab September drastisch um 90 Prozent zu reduzieren. “Mit jedem Kriegstag in der Ukraine wächst die Möglichkeit, dass Finnland Touristenvisa für Russen komplett aussetzt”, sagt Kaufman. Das Thema könnte in den kommenden Tagen auf die politische Agenda kommen.

Das Baltikum und Polen setzen Visa aus

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Die baltischen Staaten, Estland, Lettland und Litauen sowie Polen haben bereits gehandelt: Russen mit Schengen-Visa für touristische Aufenthalte, Geschäftsreisen sowie Sport- und Kulturveranstaltungen können diese Nachbarländer ab dem 19. September nicht mehr betreten. Demnach habe Russland den Krieg nach Europa gebracht und setze alle Mittel ein, um die westeuropäischen Gesellschaften zu unterminieren. “Als Grenzstaaten der EU müssen wir Europa sicher halten.” Nur wer familiäre oder humanitäre Gründe vorweisen kann, darf aus Russland in die vier Länder einreisen. Auch russische Dissidenten sind vom Einreiseverbot ausgenommen. Zudem hat Russland mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine den bisher in Finnland vorherrschenden guten Willen komplett verspielt. Vorbei sind die Zeiten, in denen Menschen pragmatisch miteinander umgegangen sind. “Die Beziehungen zwischen Russland und Finnland sind schlechter als seit dem Krieg 1939/1940”, stellt der Korrespondent fest.