Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa, warnt seit Monaten vor einer Schuldenkrise für Länder mit mittlerem und niedrigem Einkommen. Derzeit haben die Auswirkungen von Lieferkettenunterbrechungen durch die Coronavirus-Pandemie und der „Schrecken eines weiteren Krieges in Europa“ zu einer dramatischen Inflation geführt. Der Chef des IWF betonte, dass die Zentralbanken zu Recht darauf bedacht seien, dem mit Zinserhöhungen entgegenzuwirken. Aber als die Zentralbanken die Zinssätze erhöhten, wurden die globalen Finanzbedingungen enger als bisher angenommen. Ein hoher Dollar ist für arme Länder problematisch Das Hauptproblem: Hohe Zinsen treiben den US-Dollar in die Höhe – zu Lasten anderer Länder. Denn nicht nur Importe werden teurer, sondern auch der Kreditservice. Daher ist die straffe Geldpolitik der Fed besonders in Ländern mit niedrigem Einkommen zu spüren, die während der Pandemie hohe Kredite aufgenommen und in US-Dollar aufgenommen haben – aber selbst keine Dollar verdienen. Höhere Zinsen verteuern diese Kredite. Dies geschieht zu einer Zeit, in der die Inflation in vielen Ländern Zentralasiens, Lateinamerikas und Subsahara-Afrikas bereits verheerende Schäden anrichtet. Steigende Zinsen verschlimmern die Situation. Zudem können bei hohen Zinsen in den USA Gelder aus Entwicklungs- und Schwellenländern abfließen. Steigen die Zinsen in den USA, wird es attraktiver, dort zu investieren. Anleger, die derzeit in Ländern mit niedrigerem Einkommen investieren, können sich für einen Wechsel zum attraktiveren US-Markt entscheiden. Dies hat schwerwiegende Folgen für die betroffenen Länder, da sie sich wahrscheinlich noch schwerer von den verheerenden Auswirkungen der Pandemie erholen werden. Wiederholt sich die Geschichte? Die US-Zinspolitik kann in Niedrigeinkommensländern eine schwere Wirtschaftskrise auslösen – das zeigt auch die Geschichte. Besonders einprägsam sind die Folgen des sogenannten Volcker-Schocks. Der legendäre Fed-Vorsitzende Paul Volcker erhöhte die Zinssätze in den 1980er Jahren stark, um die Inflation zu bekämpfen. Das Wirtschaftswachstum in den USA hat sich verlangsamt. Dies zog jedoch andere Volkswirtschaften mit nach unten. Länder wie Mexiko und Chile schlitterten in eine schwere Schuldenkrise, von der sie sich jahrelang nicht erholten. In Lateinamerika war sogar von einem verlorenen Jahrzehnt die Rede. Auch in den Folgejahren hatten Zinserhöhungen der Fed immer wieder wirtschaftliche Folgen für Entwicklungs- und Schwellenländer.