In Moskau skandierten die Menschen “Nein zum Krieg!” oder sie forderten „Russland ohne Putin“. Fotos und Videos zeigten, wie die Polizei die jungen Demonstranten grob packte und sie in Busse zerrte. Von dort wurden die Festgenommenen zu den Polizeiwachen gebracht. Ähnlich große Demonstrationen gab es in den Tagen unmittelbar nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar. Mehr als 1.000 Russen werden heute bei Antikriegsprotesten festgehalten, nachdem die Wehrpflicht angekündigt wurde. In 38 Städten im ganzen Land wurde mindestens eine Person festgenommen. Wir zählen noch. die Zahl wird in wenigen Stunden deutlich ansteigen. pic.twitter.com/rjlckfZCPr — OVD-Info (@OvdInfo) 21. September 2022 AFP-Journalisten beobachteten am Abend Dutzende Festnahmen in der Hauptstadt Moskau und der zweitgrößten Stadt St. Petersburg. Mindestens 50 Personen wurden auf einer Einkaufsstraße im Zentrum Moskaus festgenommen, stellten AFP-Journalisten fest. In St. Petersburg trieb die Polizei kleine Gruppen von Demonstranten zusammen und nahm die Demonstranten dann einen nach dem anderen fest. imago/TASS/Wjatscheslaw Prokofjew Festnahme in Moskau
Kleinere Demonstrationen in anderen Städten
Demonstranten riefen „Nein zum Krieg“ und „Nein zur Mobilmachung“. „Alle haben Angst“, sagte der Demonstrant Vasily Fedorov in St. Petersburg. “Ich bin für Frieden und will nicht schießen müssen.” Doch in Russland sei es „sehr gefährlich“, für diese Forderungen auf die Straße zu gehen – „sonst wären da viel mehr Menschen“. „Ich habe Angst um mich und um meinen Bruder, der 25 Jahre alt ist und seinen Militärdienst abgeleistet hat“, sagte die Studentin Oksana Sidorenko. “Er kann eingezogen werden.” Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur gingen vereinzelt Menschen in Tomsk und Irkutsk in Sibirien, Jekaterinburg im Ural und anderswo auf die Straße. Sie hielten Plakate mit den Farben der ukrainischen Flagge. Aufgrund der massiven staatlichen Repression in Russland dürften die Proteste nicht sehr groß ausfallen.
Das Video soll einen Protest in Moskau zeigen
In den sozialen Medien kursieren Videos, die anhaltende Proteste in Russland zeigen sollen. Der Twitter-Nutzer Russkie Ukraine hat am Mittwochabend ein Video einer Demonstration in Moskau geteilt. Der Inhaber des Profils schrieb: „Proteste in Moskau nach der ‚vom Führer‘ angeordneten Teilmobilmachung der Russischen Föderation. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.
Wegen der Teilnahme an einer Demonstration drohen die Behörden mit hohen Haftstrafen
In der Hauptstadt Moskau etwa warnten Behörden schon vor Beginn einer geplanten Demonstration vor einer Teilnahme: Die Staatsanwaltschaft drohte den Menschen mit bis zu 15 Jahren Gefängnis. Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine vor fast sieben Monaten hat die russische Regierung harte Maßnahmen gegen Oppositionelle und Kriegsgegner ergriffen, einschließlich schärferer Gesetze. In einer Fernsehansprache am Mittwochmorgen ordnete Präsident Putin die teilweise Mobilisierung der russischen Streitkräfte an. Insgesamt 300.000 Reservisten sollen zum Kampf gegen die Ukraine einberufen werden. Hintergrund dürften Russlands Personalschwierigkeiten in dem am 24. Februar begonnenen Angriffskrieg sein.