Teilmobilmachung: „Bei den Reservisten herrscht Angst und Panik“

Putin kündigte am Mittwoch eine Teilmobilmachung an. Russen in der Schweiz fürchten um ihre Angehörigen und Freunde. Tel Monira Djordjević Michelle Inchen 1/4 Verteidigungsminister Sergej Schoigu will 300.000 Reservisten aktivieren. Reuters Wladimir Putin hat am Mittwochmorgen seine lang erwartete Rede gehalten. Bildschirmfoto/RIA Dabei sprach er Drohungen gegen den Westen aus und befahl die Teilmobilisierung seiner Streitkräfte. Getty Images

Wladimir Putin befahl die teilweise Mobilisierung seiner Streitkräfte. Verteidigungsminister Sergej Schoigu will 300.000 Reservisten aktivieren. Die SP Schweiz fordert die sofortige Wiedereinsetzung des Botschaftasyls für russische Kriegsdienstverweigerer.

Wladimir Putin schickt neue Truppen in den Krieg. Das teilte der Kremlchef am Mittwoch mit. „Seitdem herrscht Panik unter den Reservisten und ihren Familien“, sagt Polina Sommer (39) vom Verein Russland der Zukunft. Reservisten unter 35 Jahren mit der größten Wehrerfahrung werden laut Sommer zuerst eingezogen und nach und nach an die Front geschickt. Danach folgen nach und nach die älteren und weniger erfahrenen Reservisten. Viele der Betroffenen wollen laut Sommer gar nicht in den Krieg ziehen und lieber das Land verlassen. Das Problem: “Russen, die sich weigern, vorgeladen zu werden oder versuchen, das Land zu verlassen, drohen Gefängnis.” Russen im wehrfähigen Alter können mit bis zu 10 Jahren Gefängnis rechnen, wenn sie sich weigern, an militärischen Operationen teilzunehmen. Der Moskauer Bundesrat hat am Mittwoch einer entsprechenden Gesetzesänderung zugestimmt, teilten staatliche Stellen mit. Außerdem sollten Wehrdienstverweigerer soziale Repression befürchten: „Das Land ist derzeit tief gespalten. Betroffene könnten von regimetreuen Zivilisten schikaniert oder sogar mit dem Leben bedroht werden“, sagt Sommer.

„Viele stehen unter Schock und fühlen sich hilflos“

Victoria aus Luzern ist in Russland aufgewachsen. Die 23-Jährige steht in regelmäßigem Kontakt mit ihren Verwandten und Freunden in Russland: „Viele stehen unter Schock und fühlen sich hilflos“, sagt sie. Eine gute Freundin von ihr sei nach der Bekanntgabe am Mittwoch nach Georgia gereist. Ob er dort bleiben kann, ist unklar. Der Vater eines Freundes hatte bereits seinen Marschbefehl erhalten. Ein Neffe von Helena aus Zürich könnte bald angeworben werden. Er war bereits zu einer ärztlichen Untersuchung gerufen worden. “Er ist gegen den Krieg und weiß nicht, was er jetzt tun soll”, sagte der 41-Jährige. Die Analyse eines Experten zeigt, dass Suchanfragen zu Themen wie „Rücktritt der Armee 2022“ und „Mobilisierung Russlands“ auf der im russischsprachigen Raum beliebten Suchmaschine Yandex sprunghaft angestiegen sind. Zudem berichtete der “Spiegel”, Flugtickets von Russland ins Ausland seien teurer und seltener geworden. Laut Google Flights kostete der günstigste Flug von Moskau nach Istanbul am Mittwochmorgen 1154 Euro. Ein paar Stunden später waren auch diese Tickets nicht mehr verfügbar.

Antrag auf Wiederherstellung des Botschaftsasyls

Die SP Schweiz fordert die sofortige Wiedereinsetzung des Botschaftasyls für russische Kriegsdienstverweigerer. Nationalrätin Céline Widmer stellte dazu eine Anfrage. Darüber soll in der Nationalratssitzung am kommenden Montag beraten werden. „Die Schweiz muss alles tun, um den Krieg zu beenden. Menschen, die diesen Wahnsinn nicht mitmachen wollen, soll sofort Asyl gewährt werden», sagt Widmer gegenüber 20 Minuten. Daher ist die Wiederherstellung des Botschaftasyls unbedingt erforderlich. „Das Drama hat seit Putins jüngster Ankündigung zugenommen. Wehrdienstverweigerern muss jetzt schnell geholfen werden», sagte Widmer. Das Botschaftasyl wurde 2013 im Rahmen einer Reform des Asylgesetzes abgeschafft. Bis dahin konnten gefährdete Personen bei einer Schweizer Vertretung im Ausland Asyl beantragen. Sind Sie oder jemand, den Sie kennen, besorgt über den Krieg in der Ukraine? Hier finden Sie Hilfe für sich und andere: Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration) Ambulanzen für Opfer von Folter und Krieg SRK, Tel. 058 400 47 77 Angst vor Krieg?Tipps von Pro Juventute Beratungsangebot (deutsch, ukrainisch, russisch) von Pro Juventute Kostenlose Beratung für Kinder und Jugendliche auf Ukrainisch Angebotene HandSorgetelefon, Tel. 143 Für die JugendKinder- und Jugendberatung, Tel. 147 Anmeldung und Informationen für Gastfamilien: Schweizer Flüchtlingshilfe, Tel. 058 105 05 55

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