Nach Teilmobilmachung: 35 km Stau an finnischer Grenze – Russen fliehen panisch aus dem Land

Nach der Ankündigung der Teilmobilmachung in Russland wollen Tausende der drohenden Wehrpflicht entgehen. Es gibt fast keine Flüge mehr und an der finnischen Grenze gibt es einen riesigen Stau. 1/3 An der finnisch-russischen Grenze hat sich ein 35 Kilometer langer Stau gebildet. Twitter/Aileanora Diese Webcam in Valimaa, Finnland, zeigt die wachsende Schlange. Die Aufnahmen sind ab 7:18 Uhr. und 7:48 Uhr (obere Reihe) und 14:08 Uhr und 14:48 Uhr Twitter/Aileanora Sinneswandel: Dieser Russe postete ein Zeichen seiner Unterstützung für den Krieg aus dem Fenster seines Volvo. Twitter/John McDonald

Russland will 300.000 weitere Soldaten in den Krieg gegen die Ukraine schicken und hat eine Teilmobilmachung angekündigt. Das hat unter Reservisten und anderen Russen, die eine Wehrpflicht fürchten, eine Massenflucht aus dem Land ausgelöst. An der Grenze zu Finnland, die derzeit etwa 35 km lang ist, sind schwere Verkehrsstaus entstanden.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte am Mittwochmorgen an, dass 300.000 Reservisten für den Kampf in der Ukraine mobilisiert würden. Demnach sollen Personen mit Kampferfahrung eingesetzt werden. Insgesamt gebe es in Russland 25 Millionen Reservisten, sagte Schoigu. Dies ist die erste Mobilisierung seit dem Zweiten Weltkrieg. Diese Ankündigung löste bei vielen Panik aus. Viele versuchen nun, das Land zu verlassen, um der Wehrpflicht zu entgehen. Laut der in Russland beliebten Buchungswebsite Aviasales waren am Mittwoch alle Direktflüge in die nahe gelegenen ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien, Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan ausgebucht. Auch Inlandsflüge in Grenzstädte waren stark nachgefragt: Flüge von Moskau in die georgische Grenzstadt Wladikawkas kosteten am Mittwoch mehr als 750 Dollar – mehr als das Zehnfache des üblichen Preises. Laut dem Onlinedienst Google Trends werden seit dem frühen Morgen die Suchbegriffe „Tickets“ und „Flugzeug“ im Internet doppelt so oft eingegeben wie sonst in Russland üblich. Die Suchanfrage „Russland verlassen“ war hundertmal häufiger als an normalen Tagen. Putin hatte betont: “Nur Bürger, die derzeit in der Reserve sind, werden wehrpflichtig.” Und Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat versichert, dass die 300.000 einzuberufenden Reservisten nur etwa ein Prozent der einberufenen Männer seien. Doch viele Russen trauten dem offenbar nicht, zumal es widersprüchliche Berichte gab und die Details offen blieben.

Alle wollen nach Finnland

Viele versuchen auch, Russland an Land zu verlassen. Webcam-Aufnahmen und Videos in sozialen Medien zeigen lange Schlangen an der finnisch-russischen Grenze. Es ist die einzige Grenze, die noch für russische Touristen mit Schengen-Visa geöffnet ist: Noch vor zwei Tagen haben die baltischen Staaten Russen die Einreise verweigert. Allerdings ist nicht klar, wie lange die Grenze zu Russland offen bleibt: In Finnland werden jetzt fleißig Unterschriften gesammelt, um ein Visumsverbot für Russen zu erreichen. Sind Sie oder jemand, den Sie kennen, besorgt über den Krieg in der Ukraine? Hier finden Sie Hilfe für sich und andere: Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration) Ambulanzen für Opfer von Folter und Krieg SRK, Tel. 058 400 47 77 Angst vor Krieg?Tipps von Pro Juventute Beratungsangebot (deutsch, ukrainisch, russisch) von Pro Juventute Kostenlose Beratung für Kinder und Jugendliche auf Ukrainisch Angebotene HandSorgetelefon, Tel. 143 Für die JugendKinder- und Jugendberatung, Tel. 147 Anmeldung und Informationen für Gastfamilien: Schweizer Flüchtlingshilfe, Tel. 058 105 05 55 (trx/DPA/AFP)