Die Deutsche Bahn startet eine Modernisierungsoffensive: Mehr als 19 Milliarden Euro sollen in den kommenden Jahren in neue Fahrzeuge investiert werden. Ab 2023 könnten jeden Monat drei neue ICE-Züge auf die Gleise kommen.

Die Fahrgäste der Deutschen Bahn können in den kommenden Jahren möglicherweise ihre Reise in mehreren neuen Zügen verbringen. Denn der Konzern plant sein bisher größtes Flottenmodernisierungsprogramm. Bis 2030 will die Deutsche Bahn mehr als 19 Milliarden Euro in neue Lokomotiven und Züge investieren, kündigte Vorstandsvorsitzender Richard Lutz heute auf der Bahntechnikmesse Innotrans in Berlin an. Das sind einige Milliarden Euro mehr als für 2019 geplant.

„Wir investieren jetzt in die Züge der Zukunft“, erklärte der Bahnchef. Die Rekordsumme schafft Potenzial für eine noch größere Nachfrage. Moderne Fahrzeuge haben die gerade wieder rentable Bahn klimafreundlicher, zuverlässiger und kundenfreundlicher gemacht. Auch in die Labore wird investiert.

Zehn Milliarden Euro allein für den Fernverkehr

Damit mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen können, sollen nach Unternehmensangaben bis 2030 rund 450 ICE-Züge durch Deutschland fahren – das sind rund 100 mehr als bis Ende dieses Jahres geplant. Im kommenden Jahr werden jeden Monat drei neue ICE-Züge auf die Strecke rollen. Unter anderem erweitert die Bahn dann ihre ICE-Flotte um den in der vergangenen Woche vorgestellten neuen ICE L. Allein für den Fernverkehr kauft die Deutsche Bahn in den kommenden Jahren Züge im Wert von rund zehn Milliarden Euro.

Der größte Teil davon entfällt auf den ICE 4. Rund 2,5 Milliarden Euro sind für 73 ICE 3 Neo vorgesehen, von denen die ersten im Dezember in Dienst gestellt werden. „An der Nachfrage wird die Verkehrswende nicht scheitern, das haben die vergangenen Monate gezeigt“, sagte Lutz. Das Ende der Corona-Beschränkungen und die Einführung des 9-Euro-Tickets Anfang Juni hatten zuletzt für einen deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen gesorgt.

Im ersten Halbjahr 2022 wurden im Linienverkehr fast 4,8 Milliarden Passagiere gezählt, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Das war gut ein Drittel (36 Prozent) mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Besonders stark war der Anstieg im zweiten Quartal – so beförderten Nahverkehrszüge im Quartal fast zwei Drittel (64 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings sind im ersten Halbjahr 21 % weniger Bus und Bahn gefahren als vor der Corona-Krise 2019.

Der Ausbau des Schienennetzes ist notwendig

Neben Investitionen in die Fahrzeuge muss laut Bahn-Chef Lutz auch die Infrastruktur angepasst werden. Der Staatskonzern hatte einen großen Umbau und Ausbau für mehr Kapazität auf seinen großen Schienenkorridoren ab 2024 angekündigt. Trotz deutlich erhöhter Fahrpreise seien Bahn und Bund auf Kurs geblieben, sagte Lutz.

Diese wurde jedoch noch nicht in den Haushalten deponiert. In diesem und im nächsten Jahr will der Staatsbetrieb die notwendigen Dinge aus eigener Tasche finanzieren. Für die Zeit ab 2024 wollen die Bahnen gemeinsam mit dem Bund als Eigentümer überlegen, wie eine nachhaltige Finanzierung aussehen könnte. Die Schiene ist ein wichtiger Bestandteil der vom Ampelbündnis verfolgten mobilitäts- und klimapolitischen Wende. Bis 2030 soll das marode Schienennetz umfassend saniert werden.

Auf der Bahntechnik-Ausstellung in Berlin zeigt die Deutsche Bahn, wie der Regionalzug der Zukunft aussehen könnte. Ab Frühjahr 2023 reisen Fahrgäste erstmals in Bayern in einem eigens umgebauten Doppelstockwagen. Räumlich getrennte Bürokabinen und ein großzügiger Familienbereich sind Beispiele dafür, wie das Reisen im Regionalverkehr noch komfortabler wird und Fahrgäste ihre Zeit an Bord noch besser nutzen können, so das landeseigene Unternehmen.