Auch wird zwischen Themen und Anliegen unterschieden, die in Österreich angegangen bzw. umgesetzt werden können und solchen, für die die Weltkirche zuständig ist. In der „Nationalen Synthese“ werden die Ergebnisse der synodalen Beratungen in den österreichischen Diözesen und der vorsynodalen Beratung der Bischofskonferenz in Mariazel gruppiert und thematisch geordnet. Die Komposition wurde von einer Gruppe von Schriftstellern entwickelt, denen kein Bischof angehörte. Die Bischöfe fügten dem Dokument lediglich ein Begleitwort hinzu, das die authentische Stimme der Katholiken in Österreich widerspiegeln soll. Obwohl es keine genauen Zahlen gibt, sollen insgesamt rund 50.000 Menschen in ganz Österreich an dem synodalen Prozess teilgenommen haben.

„Als Kirche haben wir eine doppelte Verantwortung“

Erzbischof Franz Lackner bedankte sich bei der Übergabe für das vielfältige Engagement so vieler, die an der Erstellung des Synodenberichts mitgewirkt haben. Der Prozess machte deutlich: „Als Kirche haben wir eine doppelte Verantwortung. Einerseits für das Reich Gottes hier im All, wie es lebt, leidet und von Sehnsüchten geprägt wird. Andererseits haben wir auch eine Verantwortung, empfänglich, ansprechbar und ergänzungsfähig zu bleiben mit der Sichtweise der Ökumenischen Kirche.“ Die große Herausforderung besteht darin, beiden gerecht zu werden. Das bedeutet insbesondere auch, nicht in die Gefahr von 100-prozentigen Antworten zu geraten. Das hat Papst Franziskus immer wieder getan davor gewarnt. Lackner weiter: „Wenn wir heute Österreichs Bericht in den Händen halten, wissen wir, dass wir viele Stimmen gehört haben, aber nicht alle repräsentativ.“ Trotz intensiver Arbeit und aufrichtiger Bemühungen wurden einige Gruppen kaum gehört. „Wir sehen dies nicht nur als Mangel, sondern als Verpflichtung an, den synodalen Prozess fortzusetzen und die synodale Verständigung insgesamt als Arbeitsweise in der Kirche in Österreich zu etablieren“, sagte der Präsident der Bischofskonferenz.

Gezielte Förderung von Frauen

Petra Steinmair-Pösel, die maßgeblich an der Fertigstellung des Textes beteiligt war, skizzierte die inhaltlichen Schwerpunkte des österreichischen Berichts. Die vor Ort aufgreif- und umsetzbaren Überlegungen aus der Synodalkonsultation sollen nach den Wünschen der am Synodalprozess beteiligten Gläubigen unverzüglich umgesetzt werden. Dazu gehörten Themen wie die Gleichstellung der Geschlechter, beispielsweise durch die gezielte Förderung von Frauen in Führungspositionen in der Kirche oder die Erweiterung der Beteiligungsmöglichkeiten hin zu Transparenz in Entscheidungsprozessen und Mitbestimmung auf allen Ebenen. Ein weiterer Bereich ist die verstärkte Beteiligung von Laien an der Liturgie, beispielsweise durch die Predigt- und Taufbefugnis für Hilfsseelsorger und die Berechtigung für Krankenhausseelsorger zur Spendung der Krankensalbung. Weitere zentrale Anliegen sind der Versuch einer verständlicheren Sprache in Liturgie und Predigt sowie ein pastoraler Umgang mit Menschen, die auf vielfältige Weise vom kirchlichen Leben ausgeschlossen sind. sowie die laufende transparente Aufarbeitung von Missbrauch und die Förderung der Glaubensbildung.

Heiligung der Frau und Zölibat

Bei Anliegen, die vor Ort nicht umgesetzt werden konnten, wünschten sich die Gläubigen eine Behandlung auf der entsprechenden kirchlichen Ebene. Dazu gehörten den Kompositionen zufolge Themen wie der Zugang von Frauen zur Ordination und den damit verbundenen Ämtern, der Zölibat als Bedingung für den Eintritt in das Ordinationsamtes oder die Anpassung von Lehren. wie die Überprüfung bestimmter kirchlicher Positionen im Bereich der Sexualethik. Die Synodalität sei kein Selbstzweck, sondern diene dazu, „dafür zu sorgen, dass die Kirche ihre Aufgabe, ihren Auftrag im Sinne Jesu bestmöglich erfüllen kann“, sagte Steinmair-Pösel. Daher sollten die Leitlinien und Strukturen der Kirche in diesem Sinne überprüft und weiterentwickelt werden, „damit sie die Kirche dabei unterstützen, aktiv auf die Menschen zuzugehen, Gottes Liebe und Barmherzigkeit für alle erfahrbar zu machen und den Armen eine klare Wahl zu geben und benachteiligt.” Eine weitere zentrale Erkenntnis: Kirchliches Engagement in philanthropischen und gesellschaftspolitischen Bereichen ist essentiell, notwendig und geschätzt. Dazu gehörten Themen wie Armutsbekämpfung, Einsatz für Flüchtlinge, Begleitung von Alten, Kranken und Bedürftigen, Einsatz für Obdachlose, Einsatz für globale Solidarität, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Diese soziale Dimension im Engagement der Kirche und der Gläubigen soll weiter gestärkt werden. Auch aus früheren Beiträgen zum synodalen Prozess wird deutlich, dass Gemeinschaft vor allem in Pfarreien erlebt wird. Diese Gemeinschaften müssen entsprechend gestaltet werden. Sonstiges Problem oder Anliegen: Partizipation sollte in allen Sektoren und auf allen Ebenen gefördert werden. Mehrere Aufsätze thematisierten auch die Tatsache, dass diese Partizipation auf Hindernisse stieß. Steinmair-Pösel: „Manche beobachten geschlossene Gemeinschaften, in denen sozial Benachteiligte, Migranten, Familien, Kinder und Jugendliche, wiederverheiratete Geschiedene und Mitglieder der LGBTQIA+ Community keinen Zugang haben oder umgekehrt, die für Kirchenmitglieder schwer zu finden sind Zugriff auf diese Gruppen.” Die Beteiligung von Frauen wird in den Eingaben der Diözesen fast durchgängig thematisiert: „Sie leisten das Ehrenamt in der Kirche, fühlen sich aber oft nicht gehört und entsprechend gewürdigt“, sagt die Theologin. Bemerkenswert ist, dass „Gläubige hier klar zwischen Hingabe und Führung unterscheiden: Viele Äußerungen sprechen für die gezielte Förderung von Frauen in Führungspositionen in der Kirche im Sinne von mehr Geschlechtergerechtigkeit und die Forderung nach der Ordination von Frauen nicht Unterstützung automatisch geschehen, auch wenn sich viele dies in Form des Ministers zumindest vorstellen oder wünschen können.

„Kircheninterne Themen brennen in der Seele“

Professorin Regina Polak, die Mitglied des nationalen Synodalteams ist, betonte in ihren Ausführungen, dass die bisherigen Ergebnisse des synodalen Prozesses in Österreich eine starke Binnenorientierung der österreichischen Kirche zeigten, die eine Horizonterweiterung über die kirchlichen Grenzen hinaus erfordere um die Mission der Kirche im Kontext multipler Krisenreaktionen zu verstehen. Der synodale Prozess wurde bisher von Themen dominiert, die die katholische Kirche in Österreich seit Jahrzehnten beschäftigen und zu denen bereits umfassende Positionspapiere existieren. Dies gilt vor allem für die Frauenfrage, die Beteiligung von Laien, die transparente Ernennung von Bischöfen, den Führungsstil des Klerus, die Jugend oder die Sexualethik. Neue Themen waren insbesondere der immer wieder beobachtete und beklagte Relevanzverlust in der Gesellschaft und die Frage, wie die Kirche mit gleichgeschlechtlichen Paaren und unterschiedlichen sexuellen Identitäten umgeht. Polak: „Es sind vor allem die innerkirchlichen Themen, die den meisten beteiligten Gläubigen – vor allem den sehr Engagierten – in der Seele brennen.“ Auch wenn hier keine vollständige Einigkeit herrscht, zeigen die überraschend homogenen nationalen Zusammensetzungen deutlich, dass die Beteiligten Reformen in dieser Frage erwarten. Gleichzeitig scheinen innerkirchliche Probleme und damit verbundene Reformverzögerungen die Kirche in Österreich daran zu hindern, sich intensiv mit ihrer Mission in der gefallenen Welt des 21. Jahrhunderts auseinanderzusetzen. Bei der Mehrheit ist eine starke Binnenorientierung und ein gewisser Mangel an ministeriellen und gesellschaftspolitischen Beiträgen erkennbar. Themen wie Ökumene oder interreligiöser Dialog wurden nur in einzelnen bischöflichen Kompositionen behandelt. In der Mehrzahl der Metropolen beteiligten sich die Gläubigen sehr aktiv am synodalen Prozess, doch waren aufgrund enttäuschender Vorerfahrungen mit ähnlichen Prozessen auch im Kern Zurückhaltung, Skepsis und Misstrauen festzustellen. d.h. konservative Gruppen und Bewegungen hätten sich komplett von dem Prozess distanziert. Schwierigkeiten gab es auch bei der Partizipation von Jugendlichen, anderssprachigen Gemeinden sowie externen Gesprächspartnern oder „kirchfernen“ und gesellschaftlichen Randgruppen. Polak schlussfolgert: „Der synodale Prozess muss fortgesetzt werden und erfordert eine nationale und diözesane Institutionalisierung.“ Als Zuhörstil und -haltung ist eine vertiefte Praxis der synodalen Methodik erforderlich. Darüber hinaus sollten Einzelpersonen oder Gruppen, die bisher nicht teilgenommen haben, aktiv teilnehmen. „Wir müssen dringend alle Gruppen an einen Tisch versammeln“, sagte der Theologe. Andererseits sollten jene Anliegen und Argumente, die nur von der ökumenischen Kirche entschieden werden können, von den Bischöfen in den folgenden Bischofssynoden „mutig“ vorgebracht und verstanden werden – „weil sie auch Fürsprecher ihrer Gläubigen sind“. Bischöfe sollten …