Die Entscheidung über den weiteren geldpolitischen Kurs der Federal Reserve (Fed) wird am Mittwoch (20:00 Uhr MESZ) bekannt gegeben. Die Fed hatte die Zinsen bereits im Juni und Juli um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Die Zentralbank hat kürzlich ungewöhnlich große Zinserhöhungen angekündigt. Typischerweise zieht es die Fed vor, die Zinssätze in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Allerdings ist der Druck auf die Notenbank hoch: Die Inflation in den USA ist nach wie vor hoch. In letzter Zeit gab es viele Enttäuschungen darüber, dass sich das Tempo des Preiswachstums im August weniger als erwartet verlangsamt hat. Die jährliche Inflationsrate hatte sich von 8,5 % im Vormonat auf 8,3 % abgeschwächt. Analysten erwarteten jedoch im Durchschnitt einen noch größeren Rückgang. Insgesamt wäre es die fünfte Zinserhöhung der Fed in diesem Jahr. Die Federal Reserve bekennt sich zu den Zielen Preisstabilität und Vollbeschäftigung. Leitzinserhöhungen der Zentralbank verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft, die Inflation zu reduzieren, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum, da zum Beispiel Kredite teurer werden. All dies ist nicht ohne Risiko – Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt werden sich abschwächen. Ziel ist es, an der Zinsschraube so weit zu drehen, dass die Wirtschaft nicht umkippt und in eine dauerhafte Rezession abgleitet. Ob die USA in eine Rezession gerutscht sind, ist umstritten. Die US-Wirtschaft ist laut Daten von Ende Juli im Frühjahr erneut geschrumpft. Da die Wirtschaft bereits im Winter geschrumpft war, ist die Definition einer sogenannten technischen Rezession nun erfüllt. Die US-Regierung spielte die Daten herunter und beharrte auf einer guten Arbeitsmarktlage. Auch Ökonomen hatten betont, dass die Zahlen mit Vorsicht zu genießen seien. Aber Fed-Chef Jerome Powell warnte im Juli, dass der Kampf gegen die hohe Inflation schmerzhaft sein würde. Powells aggressive Zinspolitik wird bereits mit der des legendären Fed-Chefs Paul Volcker verglichen. Volcker erhöhte den Leitzins in den 1970er und 1980er Jahren stark – zeitweise bis auf rund 20 %. Schon damals kämpfte die größte Volkswirtschaft der Welt mit massiver Inflation. Das Ergebnis von Zinserhöhungen war jedoch Arbeitslosigkeit und ein Rückgang des Wirtschaftswachstums. Von einer so hohen Quote ist Powell noch weit entfernt. Aber wenn es in diesem Tempo weitergeht, könnten die Zinssätze bis Ende des Jahres über 4 Prozent liegen – die schnellste Anpassung seit den 1980er Jahren. Bis die Zinspolitik der Fed überall umgesetzt wird, dürfte es aber noch einige Zeit dauern. „Je schneller die Fed die Zinsen anhebt, desto unwahrscheinlicher ist eine sanfte Landung“, zitierte die New York Times den Analysten Gennady Goldberg. “Es ist, als würde man feststellen, dass man die Autobahnausfahrt eine Meile weiter verpasst hat.” Damit die Fed den Ausstieg nicht verpasst, muss sie die Zinserhöhungen bald bremsen. (ap)