Dass sich immer mehr junge Menschen nebenher etwas dazuverdienen, kann auch Gerhard Huber, Geschäftsführer des studentischen und nebenberuflichen Personaldienstleisters easystaff, bestätigen – er berichtet von einem „Rekordjahr“ bei Einschreibungen und Bewerbungen in der Hauptzielgruppe des Unternehmens, Jugendliche im Alter von 18 bis 30 Jahren. ORF.at Der 18-jährige Mayar spricht im ORF.at-Interview über Inflation
Wie Generationen ihr Geld ausgeben
Preiserhöhungen treffen nicht alle gleichermaßen, die Unterschiede ergeben sich aus dem Konsumverhalten – also Vorlieben und Lebensstil – erklärt Ökonom Sebastian Koch vom Institut für Höhere Studien (IHS). Das Institut berechnete die Inflationsrate nach Altersgruppen in Österreich. Wichtig ist zu betonen, dass es sich bei den Berechnungen um Durchschnittsschätzungen für die jeweiligen Bevölkerungsgruppen handelt – „die individuelle Inflationsrate kann stark variieren“, so der Experte. Die folgende Grafik zeigt die Anteile der Warenkorbausgaben nach Altersgruppen – basierend auf der Konsumerhebung 2019/2020 der Statistik Austria. Koch erklärt: „Ich habe hohe Inflationsraten, gerade wenn die Preise in Bereichen mit hohem Kostenanteil steigen.“ Mieten und Transportkosten erklären laut dem Experten die größten Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Untersuchungen zeigen, dass junge Menschen unter 30 Jahren in Österreich mehr mieten – wodurch sie steigenden Mieten stärker ausgesetzt sind als ältere Generationen mit einer höheren Wohneigentumsquote. Andererseits geben jüngere Menschen weniger für Haushaltsenergie aus – was sich gerade in altersbedingten Inflationsraten widerspiegelt. Jüngere Menschen geben tendenziell etwas weniger Geld für Lebensmittel aus, dafür aber etwas mehr für Freizeit (zB Reisen) und Essen gehen.
Studenten am Rande
Im Interview mit ORF.at erklärt die 20-jährige Studentin Laura (Name von der Redaktion geändert) die Auswirkungen von Preiserhöhungen auf das Studentenleben. Sorgen bereiten ihm eher die anstehenden Strom- und Gasrechnungen: “Ich weiß einfach nicht, wie ich mir das leisten soll, das ist jetzt ein großes Fragezeichen.” Bodenkultur Wien (BOKU) studiert, arbeitet neben dem Studium und erhält eine monatliche Studienbeihilfe von 326 Euro. Katharina Weissenböck, Referatsleiterin Sozialpolitik bei der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), berichtet von der angespannten finanziellen Lage der Studierenden: Zur Wohnberatung kommen merklich mehr Studierende mit „existenziellen Fragen“ wie „Ich kann mir meine nicht mehr leisten Wohnung“ oder „Ich habe eine Nachzahlung und weiß nicht, wie ich sie bezahlen soll“, sagte Weissenböck gegenüber ORF.at.
“Berechnet schlecht”
Besonders betroffen sind Studierende aus Drittstaaten, die neben dem Studium arbeiten und Kinder haben. Weissenböck erklärt: „Viele Studierende haben auch während der Pandemie ihren Job verloren, was dazu führte, dass viele Studierende auf Rücklagen zurückgreifen mussten“ und deshalb „nicht in der Lage waren, richtig auf die Inflation zu reagieren“, so Weissenböck. Studenten leben oft knapp unter der Armutsgrenze, weil sie typischerweise ein geringes Einkommen haben, sagt Sozialökonomin Karin Heitzmann, die Armut erforscht. So waren nach den aktuellen EU-SILC-Daten 2021 13 Prozent aller Menschen im erwerbsfähigen Alter (18 bis 64 Jahre) armutsgefährdet – das heißt, sie hatten ein äquivalentes Jahreseinkommen pro Kopf unterhalb der Armutsgefährdung -Armutsgrenze im Jahr 2020. Waren sie nicht erwerbstätig und gaben an, mindestens sechs Monate im Jahr geschult zu werden, waren es 22 Prozent. Laut Heitzmann ist davon auszugehen, dass zu dieser Gruppe viele Studierende gehören.
Sparen Sie, wenn Sie leben
Angesichts der aktuellen Situation empfiehlt Christian Bartok von der Mieterhilfe der Stadt Wien vor allem jungen Menschen, sich an die Wohnberatungsstellen zu wenden, denn „im Wohnungswesen gibt es oft eine Möglichkeit, Geld zu sparen“. Im Rahmen der kostenlosen Beratung und Betreuung können Einsparpotenziale durch Prüfung von Mietverträgen, Nebenkostenabrechnungen oder Heizkostenabrechnungen identifiziert werden – ggf. weitere Vermittlung an Stellen wie Wohngeld- und Fachschlichtungsstellen Wohnungsrecht.