Auf einer Baustelle südlich von Leipzig wurde am Dienstag eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Etwa 7.500 Menschen wurden evakuiert. Jetzt beginnt die Dekontamination. Viele Krankenwagen transportieren zahlreiche Menschen mit eingeschränkter Mobilität aus dem Sperrgebiet in Notunterkünfte. © News5/Grube Leipzig. Die Räumung des Sperrgebiets ist nach dem Fund einer 100-kg-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Leipzig abgeschlossen. Kurz nach 1 Uhr morgens meldete die Leipziger Feuerwehr, dass mit der Bombenräumung in der Südmitte begonnen werden könne. Zunächst gingen die Einsatzkräfte davon aus, dass die Neutralisierung gegen Mitternacht beginnen könnte. Dies funktionierte jedoch nicht. Bis 1 Uhr morgens gab es absolut keine eindeutigen Informationen vom Ordnungsamt und der Polizei. Im Hintergrund befanden sich unter anderem mehrere irrationale Anwohner. Den ganzen Abend über waren mehr als 150 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Ordnungsamt, Polizei und humanitären Organisationen im Einsatz, um Menschen aus dem Sperrgebiet rund um das Gelände zu holen, um die Bombe entschärfen zu können. Vor allem zwischen 21.30 und 23.00 Uhr hätten Helfer laut Matthias Hasberg viele unerwartete mobilitätseingeschränkte Bewohner in Notunterkünfte bringen können. Neben der Feuerwehr halfen auch das Deutsche Rote Kreuz und die Polizei beim Transport in die Notunterkünfte. Zunächst hatte bis 21.15 Uhr nur weniger als die Hälfte der rund 7.500 Betroffenen die rund 600 Meter lange Sperrzone verlassen. Betroffen sind laut Feuerwehrsprecher Torsten Kolbe neben Privatwohnungen auch viele Kneipen, Geschäfte in der Innenstadt sowie das Neue Rathaus, das Bundesverwaltungsgericht und das Landgericht Leipzig. „Die Kampfmittelbeseitigung plant, ihn am nächsten Abend zu entschärfen“, teilte die Feuerwehr am Abend auf Twitter mit. Laut Torsten Kolbe besteht eine “hohe Wahrscheinlichkeit”, dass sie explodieren. Dies ist auch nachts möglich. Wenn Komplikationen auftreten und eine Sprengung erforderlich ist, wird die Sperrung bis Mittwoch andauern.
Polizisten fahren in Lastwagen mit Lautsprechern durch die Innenstadt
„Rund 150 Feuerwehrleute gehen zusammen mit dem Ordnungsamt der Stadt von Tür zu Tür und fordern die Bewohner der Wohnungen auf, das Haus zu verlassen“, erklärte der Feuerwehrsprecher am frühen Abend. „Gemeinsam mit den humanitären Organisationen beschäftigen wir uns auch mit der Auflösung von zwei Pflegeheimen. Die Evakuierung von dort verläuft jedoch geordnet und schnell.“ Die Feuerwehr forderte am Abend mehrfach per Twitter auf, alle Personen eigenständig und „sofort“ aus dem Sperrgebiet zu entfernen, um eine rechtzeitige Neutralisierung zu ermöglichen. Währenddessen patrouilliert die Polizei in einem Van mit Lautsprecher durch die Leipziger Innenstadt und erinnert sie alle paar hundert Meter daran, die Bombe zu entschärfen. Die Menschen werden gebeten, ihre Häuser und Geschäfte mit den erforderlichen Dokumenten zu evakuieren und notfalls Notunterkünfte aufzusuchen. Die Polizei bittet die Menschen, Ruhe zu bewahren und sich über die aktuelle Situation im Internet zu informieren.
Feuerwehr und Rettungskräfte bergen den Bettlägerigen
Bettlägerige oder mobilitätseingeschränkte Personen werden von der Feuerwehr Leipzig in Zusammenarbeit mit Rettungsorganisationen aus ihren Wohnungen geholt und anschließend in Notunterkünfte gebracht. Feuerwehrsprecher Torsten Kolbe sagte gegenüber Sächsische.de, diese seien in den Turnhallen der Pablo-Neruda-Schule und des Reclam-Gymnasiums in der Tarostraße für rund 300 Menschen geöffnet worden. Wer Hilfe braucht oder Fragen zur Evakuierung hat, kann die Feuerwehr Leipzig unter 0341/1233333 anrufen. Die Stadt Leipzig hat etwa 600 Meter vom Fundort der Bombe entfernt ein Sperrgebiet eingerichtet (blaue Markierungen). Diese wird nun gelöscht. © Feuerwehr Leipzig © Feuerwehr Leipzig Auch der Bus- und Straßenbahnverkehr ist von der Sperrung betroffen, die derzeit umgeleitet wird. Bereits seit dem Abend hatten die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) angekündigt, dass es zu Einschränkungen und Umleitungen kommen werde. LVB-Züge halten nach Angaben der Feuerwehr nicht mehr im Sperrgebiet. Es bezieht sich jedoch auf die Haltestelle „Südplatz“ und die Kreuzung „Grassistraße/Mozartstraße“ – dort stehen LVB-Busse bereit, um Menschen im Bedarfsfall zur Notunterkunft Tarostraße zu bringen. In Leipzig sperrte die Polizei alle Zufahrten zum Fundort der Bombe. Diese soll über Nacht vom Kampfmittelbeseitigungsdienst entschärft werden. © xcitepress/Benedikt Bartsch Der S-Bahn-Verkehr im Leipziger Stadttunnel soll nach ersten Informationen nicht beeinträchtigt werden. Nach Angaben der Feuerwehr halten die Züge nicht mehr im Sperrgebiet, die Durchfahrt ist aber noch bis zu einer Stunde vor der Explosion möglich. Die Deutsche Bahn teilte auf Twitter mit, von den Einschränkungen offenbar nicht betroffen zu sein: „Nach aktuellen Informationen der Polizei ist der Fernverkehr der Deutschen Bahn nicht betroffen. Der Bahnhof Leipzig Hbf liegt außerhalb des Sperrgebiets.“
Die Polizei und die Universität Leipzig sind von der Evakuierung betroffen
Auch das Polizeipräsidium in Leipzig, direkt neben dem Fundort der Bombe, muss evakuiert werden. Wie die Polizei auf Twitter mitteilte, ist während des Einsatzes keine Meldung an das Polizeirevier Dimitroffstraße mehr möglich. „Anzeigen können in der Ritterstraße 19 oder jeder anderen Polizeidienststelle erstattet werden“, sagten die Beamten. Zuvor war mitgeteilt worden, dass die Erreichbarkeit des Polizeinotrufs weiterhin „unbegrenzt gewährleistet“ sei. Vorladungstermine in der Dimitroffstraße sind für heute ausgesetzt. Andere Dienststellen bleiben von den Beschränkungen unberührt und der Streifendienst der Polizeiwache Leipzig-Mitte ist weiterhin im Einsatz, teilten Beamte auf Twitter mit. Wie die Universität Leipzig mitteilt, ist auch sie von der Sperrung betroffen. Demnach müssen verschiedene Standorte der Universitätsbibliothek, des Geisteswissenschaftlichen Zentrums, des Fakultätsgebäudes Schillerstraße und des Hörsaalgebäudes auf dem Campus Augustusplatz gereinigt werden. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst befindet sich am Bombenstandort im Leipziger Süden. Die Polizei sperrte den Bereich großflächig ab. © Silvio Bürger
Bombe am Dienstagmorgen gefunden
Laut einem Sprecher der Stadt wurde die Bombe um 10.38 Uhr gefunden. bei Erdarbeiten auf der Baustelle an der Probsteikirche zwischen Martin-Luther-Ring und Dimitroffstraße. Es ist etwa zwei Meter tief im Boden. Daraufhin sei die Polizei alarmiert worden und habe seit 11.15 Uhr den Bereich um den Tatort abgesperrt, so ein Polizeisprecher. Gleichzeitig wurden die Feuerwehr und der Sprengkörperbeseitigungsdienst des Landeskriminalamts verständigt. Letzterer sprach nach Angaben des Stadtvertreters bei der ersten Lagebeurteilung von einer „75-kg-Sprengbombe“. Wenig später korrigierten sich die Experten und sprechen nun von einer 100 kg schweren Bombe aus dem 2. Weltkrieg, die am besten entschärft werden sollte. „Wenn das nicht möglich ist, muss es gesprengt werden“, sagte Feuerwehrsprecher Torsten Kolbe gegenüber Sächsische.de. Wie die Leipziger Volkszeitung berichtet, soll auf dem 5.200 Quadratmeter großen Areal ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Daher werden derzeit Baggerarbeiten vor Ort durchgeführt. Hier befand sich einst Leipzigs erstes und größtes Kaufhaus, eröffnet 1896. Das Gebäude wurde 1943 bei einem Bombenangriff vollständig zerstört. In jüngerer Zeit wurde das Gelände neben der Probsteikirche als Parkplatz genutzt. Die Bombe wurde direkt neben dem Polizeipräsidium in Leipzig in der Dimitroffstraße gefunden. © Silvio Bürger Allein im Mai mussten nach einem Bombenfund in der Alten Messe in Leipzig rund 3.500 Menschen evakuiert werden. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hatte eine 250-Kilo-Bombe entschärft und anschließend entsorgt. Die Bewohner konnten erst nachts in ihre Häuser zurückkehren. Dieser Beitrag wird ständig aktualisiert.