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Darüber hinaus wird die Stuttgarter Volkswagen-Tochter voraussichtlich einen Teil ihrer Vorzugsaktien frei am Finanzmarkt handeln lassen. Das haben Vorstand und Aufsichtsrat des VW-Konzerns nach Sitzungen am Sonntagnachmittag beschlossen. Mittlerweile peilt Porsche eine Marktkapitalisierung zwischen 70 und 75 Milliarden Euro an. Das ist weniger als vor den jüngsten Börsenturbulenzen erwartet, entspricht aber den jüngsten Prognosen von Analysten. Die Porsche-Papiere werden ab sofort in einer Preisspanne zwischen 76,50 € und 82,50 € pro Stück angeboten. Insgesamt werden knapp 114 Millionen Aktien ausgegeben. Darin seien fast 15 Millionen Papiere für eine mögliche Mehrzuteilung enthalten, teilte der Mutterkonzern VW mit. Der Bruttoumsatz von Volkswagen wird voraussichtlich zwischen 8,71 und 9,39 Milliarden Euro liegen. Mit dem Erlös will die VW AG weitere Milliarden in Elektrifizierung und Digitaltechnik investieren. Für den Frankfurter Börsengang hatte die Wolfsburger Konzern- und Dachgesellschaft Porsche SE (PSE) bisher generell Ende September bis Anfang Oktober anvisiert. Zunächst wurde kein konkreter Tag genannt – die Entscheidung, auf die Tanzfläche zu gehen, stand aufgrund der angespannten Weltwirtschaftslage noch unter Vorbehalt. Die Grundsatzentscheidung fiel dann vor zwei Wochen. An diesem Dienstag (20. September) beginnt die Abo-Laufzeit für den Porsche-Vorzug. Sie geht bis einen Tag vor dem Börsengang, sofern die Finanzaufsichtsbehörde Bafin den Wertpapierprospekt billigt. Auch Privatanleger in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und Spanien sollen einen Teil davon kaufen können. Das Grundkapital der Porsche AG ist bereits zur Hälfte in stimmrechtslose Vorzugsaktien und zur Hälfte in stimmberechtigte Stammaktien eingeteilt. Bis zu einem Viertel des Vermögens – etwa ein Achtel aller Aktien – sollen zum Verkauf angeboten werden. Gleichzeitig bekommt die PSE 25 Prozent plus einen Anteil an den Stämmen, hat also durch eine Sperrminorität Einfluss auf wichtige Entscheidungen. Dieser Schritt ist nun fest beschlossen: Der PSE-Aufsichtsrat hat einem entsprechenden Kaufvertrag zugestimmt. Je nach Ausgestaltung der endgültigen Bedingungen am Tag des Börsengangs rechnen VW und die Porsche-Holding mit einem Bruttoemissionserlös zwischen 9,36 und 10,10 Milliarden Euro für die Stammaktien. Hierin enthalten ist ein Zuschlag von 7,5 Prozent auf Leistungen. Insgesamt soll die Umstrukturierung zu 911 Millionen Einzeltiteln führen – eine Art Werbegag, mit dem sich Porsche auf sein wohl bekanntestes Modell, den 911, beruft. Die Geschäftstätigkeit mit anderen Baureihen wie Cayenne, Macan, Panamera oder Taycan werden in AG zusammengefasst. Dagegen hält die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte PSE die Mehrheit der Stimmrechte in Wolfsburg. Die meisten Vorzugsaktien dürften eher großen institutionellen Anlegern zugeteilt werden als kleinen. Laut VW will Katar eine Aktie mit knapp 5 Prozent erwerben. Das Golfemirat ist bereits drittgrößter Anteilseigner der gesamten Gruppe. Ein weiterer wichtiger Investor beim Börsengang von Porsche ist der norwegische Staatsfonds, in dem die Osloer Zentralbank die Einnahmen aus den Öl- und Gasreserven des Landes verwaltet und für künftige Generationen vermehren will. Darüber hinaus investieren die US-Aktiengesellschaft T. Rowe Price und der Staatsfonds ADQ aus Abu Dhabi in das Stuttgarter Unternehmen. Die Schwaben sind eine Renditeperle im Wolfsburger Mehrmarkenkonzern. Seit Anfang September ist Porsche-Chef Oliver Blume nach dem Ausscheiden von Herbert Diess auch Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns. Kritik an der Doppeldeutigkeit bei Transparenz- und Abstimmungsregeln wies das Unternehmen zurück. Diese sollten ausreichen, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Gleiches gilt für VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch, der auch PSE-Chef ist. Im Falle eines erfolgreichen Börsengangs findet im Dezember eine außerplanmäßige Volkswagen Hauptversammlung statt. Es werde vorgeschlagen, Anfang 2023 eine „Sonderdividende in Höhe von 49 Prozent des gesamten Bruttoerlöses aus der Platzierung von Vorzugsaktien und dem Verkauf von Stammaktien“ zu zahlen, teilte VW mit. Auch die Belegschaft muss profitieren. Der VW-Betriebsrat hat die vereinbarte Prämie von 2.000 Euro für jeden Mitarbeiter auch im Tarifvertrag des Unternehmens in Sachsen hervorgehoben. Zumindest indirekt spielen bei einem der größten Börsengänge Deutschlands die Interessen der großen VW-Eigentümer eine Rolle. Der Porsche/Piëch-Clan soll wieder direkteren Zugriff auf den gleichnamigen Sportwagenhersteller haben. 2008/2009 gelang es Volkswagen, einen Übernahmeangriff des damaligen Porsche-Managements abzuwehren. Am Ende drehte Niedersachsen den Spieß um und schluckte die profitable Tochter. Im Gegenzug erhielten beide Familien eine Mehrheitsbeteiligung an dem Autoriesen. Es erscheint nun zunehmend unwahrscheinlich, dass die Notierung kurzfristig storniert wird. Dem Vernehmen nach gibt es aber eine Mindestbewertungsschwelle, die VW unbedingt erreichen will.
Jefferies belässt Porsche bei „Halten“ – 80-Euro-Ziel
Im Vorfeld des Börsengangs der Porsche AG beließen die Analysten von Jefferies die Porsche SE bei „Halten“ mit einem Kursziel von 80 Euro. Die Preisspanne für die Vorzugsaktien zwischen 76,50 und 82,50 Euro läge nach seinen Berechnungen bei etwa 72 bis 78 Milliarden Euro, schrieb Analyst Philippe Houchois in einer am Montag veröffentlichten Studie. Zu den Finanzierungsquellen hat die Porsche SE, die Stammaktien der Porsche AG erwirbt, noch keine Angaben gemacht. Nach einer VW-Sonderdividende schätzt er die Nettoverschuldung der VW-Konzernholding auf 5,5 bis 6,0 Milliarden Euro. Eine Dividende der Porsche AG soll die anfallenden Finanzierungskosten decken.
Porsche plant für 2022 eine Dividende von 911 Millionen Euro
Der Sportwagenhersteller Porsche will für das Jahr nach dem Börsengang eine Dividende von insgesamt 911 Millionen Euro ausschütten. Der Betrag bezieht sich auf die Modellbezeichnung des Sportwagen-Flaggschiffs Porsche 911. Dies entspricht einer Zahlung von 1 Euro je Aktie, da das Grundkapital der Porsche AG in Vorbereitung des Börsengangs in 911 Millionen Aktien gesplittet wurde, heißt es in der Mitteilung Börsenbericht vom Montag. Hinzu kommt eine Sonderdividende von 0,01 € je Vorzugsaktie. Allerdings sollten Anleger aus der Ausschüttungsquote keine Rückschlüsse auf künftige Dividenden ziehen. Das Unternehmen sagte im Prospekt, dass die erste Dividende des Unternehmens symbolisch erfolgen sollte. Die Ausschüttungsquote sei „nicht unbedingt repräsentativ“ für das mittelfristige Ziel.
Porsche-Börsengang mit Höhen und Tiefen für VW
Der nach langer Zeit der Ungewissheit endlich feststehende Zeitplan für den Börsengang der Porsche AG hat die Anleger am Montag erfreut. Lange Zeit war das Projekt aufgrund der finanziell unsicheren Lage alles andere als in Stein gemeißelt. Dass der Börsengang noch bevorsteht, hat die Stimmung der Marktteilnehmer endgültig gehoben. Im Laufe des Tages kam jedoch etwas Skepsis gegenüber den Papieren von VW auf. Vor allem die Anteilsscheine der VW-Eigentümergesellschaft konnten zunächst von den Aktienmärkten profitieren: Die Porsche Automobil Holding SE erhält mit dem Börsengang 25 Prozent plus einen Anteil an den Rennen des Sportwagenherstellers und hat damit einen minderheitlichen Sperreinfluss auf wichtiges Gewicht Entscheidungen. Die Aktie der Porsche SE legte nach den Nachrichten zum Wochenstart deutlich zu: Der nachbörsliche Handel in Frankfurt stieg um 4,98 % auf 70,46 Euro. Völlig überraschend kam die Entscheidung zum Börsengang allerdings nicht: Anfang September verschärfte der Volkswagen Konzern den Zeitplan für das Projekt und kündigte an, dass die Porsche AG im Herbst an die Börse gehen werde. Nach den Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen am Sonntagnachmittag hat Europas größter Autobauer nun den Termin für die Börseneröffnung auf den 29. September festgelegt. Das Grundkapital der Porsche AG ist bereits zur Hälfte in stimmrechtslose Vorzugsaktien und zur Hälfte in stimmberechtigte Stammaktien eingeteilt. Nun sollen bis zu 113.875.000 Vorzugsaktien (inklusive Mehrzuteilungsrechten) zum Angebot zwischen 76,50 € und 82,50 € je Aktie auf den freien Markt gebracht werden. Die ebenfalls im DAX notierten VW-Vorzugsaktien stiegen nach der Frankfurter Handelszeit um 1,90 % auf 148,28 Euro. Branchenexperte Michael Punzet von der DZ Bank sieht Vor- und Nachteile für den Wolfsburger Konzern: Zum einen könnten Niedersachsen die durch den Börsengang fließenden Mittel für Investitionen in Zukunftsemissionen nutzen. Im Gegenzug verliere VW nun den direkten Zugriff auf den freien Cashflow der Porsche AG und werde nur noch über Dividendenzahlungen am Geschäftserfolg des Sportwagenherstellers partizipieren, so der Analyst. Dass die Bewertung der Porsche AG derzeit um rund 75 Milliarden Euro unter den zuletzt erwarteten bis zu 85 Milliarden Euro liegt, hat der Markt inzwischen mit einem Nicken anerkannt. Im aktuellen Marktumfeld sei es eher erfreulich, dass der Börsengang zustande komme, sagte ein Makler. Konstantin Oldenburger von CMC Markets weist derweil auf den „großen Geldregen“ hin, der mit dem Börsengang auf die Volkswagen-Aktionäre niederprasseln könnte. “Das wäre ein Trost nach den mageren Jahren.” Der Markt spekuliert derzeit auf eine Sonderausschüttung von bis zu 49 % des Erlöses aus der Platzierung der neuen Aktien an die VW-Aktionäre. „Bei einer Bewertung von bis zu 75 Milliarden Euro könnte VW rund 19 Milliarden Euro verdienen und davon 9,5 Milliarden Euro …