Foto: ZDF / Patrick Pfeiffer Denk nicht ans Aufhören: Homer Robert Anders (Sitler) Wenn lange Serien enden, ist der Abschied immer mit einer gewissen Melancholie verbunden. Das galt auch für das Ende von „Der Kommissar und das Meer“, schließlich hatte Walter Sittler in 14 Jahren in 29 Filmen den auf Gotland lebenden deutschen Kommissar Robert Anders verkörpert. Was tröstlich war, war die Gewissheit, wieder mit der Figur vereint zu sein. Dieses Comeback ist so raffiniert konzipiert, als wäre die Idee vor 15 Jahren geboren worden: Die kleine Schwester von Anders ist als Kind ertrunken. Daher hatte er zu Beginn der Serie eine starke Angst vor Wasser. Da ihn nach seiner Pensionierung nichts mehr in Schweden hält, kehrt er in seine alte Heimat nach Lindau am Bodensee zurück. Daher trägt die Fortsetzung den Titel “Der Kommissar und der See”; Ähnlich wie TV-Pendant Stubbe kommt der Rentner nicht aus seiner kriminellen Haut. Auch der erste Film Liebeswahn agiert ohne Vorkenntnisse, beschert Anders aber ein unangenehmes Déjà-vu: In der letzten Folge Gotland („Woher wir kommen, wohin wir gehen“) wurde der Kommissar von seiner Nachfolgerin, der ehemaligen Ermordeten, verdächtigt . Der pensionierte Polizist ist gerade im Haus seiner Ex-Eltern eingetroffen, als ihn erneut ein Verdacht packt: Als er nachts im Bootsschuppen eine junge Dame entdeckt, bietet er ihr an, auf dem Sofa zu schlafen. Lea ist 15, sie hatte Streit mit ihrem Freund. Mitten in der Nacht hört Anders Stimmen, aber Leah ist verschwunden. Er informiert die Polizei, die ihm zunächst erklärt, dass es als Single nicht sehr klug ist, einen Teenager aufzunehmen. Am nächsten Morgen wird Leas Leiche im See entdeckt. Sie hat sich anscheinend das Leben genommen, wie ihr düsterer letzter Tagebucheintrag andeutet („Alles, was übrig ist, ist eine Lüge“), aber eine Autopsie zeigt, dass sie ertrunken ist. das heißt, an der Küste des Anders-Anwesens. Foto: ZDF / Manju Sawhney Anders wird nicht gerade mit einer Welle der Sympathie begegnet. Außerdem wird er des Mordes verdächtigt. Nicole Marischka, Dominik Maringer und Nurit Hirschfeld Fortan wundert sich nicht nur der Ex-Kommissar, sondern womöglich auch das Publikum, warum der Ex-Cop kein Vorschussvertrauen seiner Kollegen genießt. Immerhin ist Chefermittlerin Oberkommissarin Wagner (Nurit Hirschfeld) alles andere als voreingenommen, ihr Partner (Dominik Maringer) begegnet dem anderen jedoch mit einer ungerechtfertigten Passiv-Aggressivität, die die Figur ein wenig unglaubwürdig erscheinen lässt. konstruiert aus dem Kindheitstrauma des Ex-Kommissars ein Mordmotiv. Auch wenn der Film nicht zeigt, wie Lea starb, versteht es sich von selbst, dass Anders nicht der Mörder ist, zumal es kurz darauf einen tatsächlichen Verdächtigen gibt. Thomas Wagner, der Anwalt von Leas Freund (Tilman Pörzgen), der wegen Drogenbesitzes vorbestraft ist, wird auf der Website seiner Kanzlei zunächst nur als Foto präsentiert, doch seine großspurige Pose spricht Bände. Außerdem fährt der Anwalt einen schnellen Supersportwagen und qualifiziert sich damit als Konkurrent nach den ungeschriebenen Gesetzen der Fernsehkriminalität. Bernhard Schir jedenfalls taucht immer wieder als Verdächtiger auf. Wesentlich interessanter ist daher die Personenkonstellation: Wagner ist nicht nur Annikas Vater, sondern auch Ehemann seiner Jugendliebe Anders Johanna (Katharina Böhm), ​​die für das Amt des Bürgermeisters kandidiert und Negativtitel gar nicht braucht. Ihr Mann nutzt dies jedoch aus, da sich Beweise dafür häufen, dass er eine Affäre mit Lea hatte. Foto: ZDF / Patrick Pfeiffer Anders’ Jugendliebe Johanna (Katharina Böhm) will Bürgermeisterin werden, ihr Mann steht wie der ehemalige Kommissar im Verdacht, ein 15-jähriges Mädchen ermordet zu haben, und ihre Tochter ist Polizistin bei der örtlichen Polizei. Ziemlich eng alles am Bodensee. Angesichts der aufdringlichen Zurückhaltung, mit der Regisseur Felix Karolus den Anwalt präsentiert, versteht es sich von selbst, dass sich der Anwalt allenfalls moralischer Verderbtheit schuldig gemacht hat. Wer ein bisschen kriminelle Routine mitbringt, ahnt schnell, wer das Mädchen im Kopf hat. Das Setting ist auch nicht gerade spannend. Sehenswert ist „Liebeswahn“ vor allem wegen des Ensembles, in dem neben den gutmütigen Jungdarstellern auch Nicole Marischka als Annikas Chefin zu sehen ist. Auch das Spielfilmdebüt der Regisseurin „An seine Seite“ (ZDF/Arte 2021), ein Drama zu Ehren von Senta Berger über eine Frau, die im Schatten ihres Mannes verkümmert, hatte vor allem in der Zusammenarbeit mit dem exzellenten Trio seine Stärken. Berger/Simonischek/Thieme. Dass Kameramann Clemens Majunke diverse Stimmungsaufnahmen vom Bodensee bearbeitete, versteht sich von selbst. Letztendlich bilden der alte Anders und die junge Annika ein vielversprechendes Team, als sie endlich nicht mehr gegen ihn, sondern mit ihm ermittelt. Die Schweizerin Nurit Hirschfeld spielte bisher nur Nebenrollen im deutschen Fernsehen. Für Spaß sorgt Gerhard Wittmann als ehemaliger Mitschüler und heutiger Bauunternehmer. Das Drehbuch stammt von Jürgen Werner. Für „Der Kommissar und das Meer“ war der vielbeschäftigte Autor (von „Tatort“ bis „Traumschiff“) noch nicht tätig. Ähnlich wie Wolfgang Stumph in „Stubbe Specials“ darf Walter Sittler fortan einmal im Jahr seine Rolle als Robert Anders fortsetzen. Foto: ZDF / Manju Sawhney Annika Wagner (Hirschfeld) will ihrem Vater (Bernhard Schir) entgegentreten. Tilmann P. Gangloff ist seit 1985 freiberuflicher Fernseh- und Filmkritiker für Tageszeitungen und Fachzeitschriften. Seit 1990 ist er regelmäßiges Mitglied der Grimme-Preis-Jury und Mitglied verschiedener weiterer Fernsehpreis-Gremien.

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“Der Kommissar und der See – Illusionen der Liebe” ZDF / Serien / Thriller EA: 24. September 2022, 10 Uhr. (ZDF-Mediathek). TV: 3. Oktober 2022, 20.15 Uhr (ZDF) Mit Walter Sittler, Nurit Hirschfeld, Bernhard Schir, Katharina Böhm, Dominik Maringer, Gerhard Wittmann, Nicole Marischka, Tilman Pörzgen, Paul Sundheim, Katharina Hirschfeld Felix Karolus Kamera: Clemens Majunke Szenografie: Marcus A. Berndt Kostüme: Yvonne Lehmann Schnitt: Martin Rahner Musik: Mario Grigorov Schnitt: Daniel Blum Produktionsfirma: Network Movie Hamburg – Jutta Lieck-Klenke, Dietrich Kluge Bewertung: 4,0 von 6

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