Fahrer privater Busunternehmen in Schleswig-Holstein setzen ihren Warnstreik am Dienstag zu Schichtbeginn fort. Vor allem in der Provinz bleiben wie am Montag viele Busse im Depot. Die Gewerkschaft ver.di rief zu einem zweitägigen Streik auf. Wer am Montagmorgen mit dem Bus zur Arbeit oder Schule fahren wollte, kam meist nicht weit. Die meisten Busse fuhren nicht. Viele Arbeitnehmer und Studenten in Schleswig-Holstein mussten sich nach alternativen Fortbewegungsmitteln, Autofahren oder Fahrgemeinschaften umsehen. Denn rund 1.900 Beschäftigte der privaten Busbranche streiken für bessere Bezahlung. Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di sind bundesweit rund 90 Unternehmen betroffen, von denen die meisten Liniendienste im ländlichen Raum erbringen.

Ver.di erhöht den Druck: Demonstration am Dienstag

Laut ver.di wird der Dienstag wie der Montag sein. „Im ganzen Land, fast überall passiert nichts“, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Die Beschäftigten der privaten Busunternehmen wollen am Dienstagmorgen ab 10 Uhr durch die Kieler Innenstadt ziehen und auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Die Gewerkschaft rechnet mit rund 700 Demonstranten. Lediglich Busse der kommunalen Betreiber in Flensburg, Kiel, Neumünster und Lübeck verkehren regelmäßig. Die Forderungen der Gewerkschaft: 1,95 Euro Aufpreis pro Stunde für Fahrer und 3,90 Euro für Werkstattmitarbeiter. Anfang September wurde der private Busverkehr im Land für zwei Tage eingestellt. Nach Angaben eines ver.di-Vertreters hatte die Arbeitgeberseite bei den Verhandlungen am vergangenen Mittwoch kein neues Angebot vorgelegt. Daher der erneute Streik.

Die Forderung: 1,95 Euro pro Stunde mehr

Ver.di fordert Arbeitgeber auf, den Stundenlohn um 1,95 Euro anzuheben. Arbeitgeber bieten dieses Jahr 8,5 % mehr an. Was das bedeutet, lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen: Laut ver.di liegt das aktuelle Regelgehalt eines Busfahrers im privaten Busgewerbe bei 15,99 Euro pro Stunde. Die Gewerkschaft fordert 1,95 Euro mehr – eine Steigerung um 12,2 Prozent. Fahrer, die schon länger dabei sind, bekommen etwas mehr Geld, die prozentuale Steigerung wäre also etwas geringer. Ab sofort zahlen Arbeitgeber nur noch 8,5 Prozent mehr. Auch Ver.di will 12 Monate Abrechnung, der Arbeitgeber 30 Monate. Neben der Einmalzahlung von 300 Euro bieten sie daher eine weitere Steigerung von 3,5 % ab dem 1. Oktober und eine Steigerung von 2 % ab Oktober des Folgejahres. AUDIO: Warnung schlägt erneut in der privaten Busindustrie in SH zu (1 min)

Arbeitgeber verstehen Streiks nicht

Der Omnibus Verband Nord (OVN), der den Tarifvertrag für rund 90 private Busunternehmen in Schleswig-Holstein verhandelt, reagierte mit Unverständnis auf die Streikwarnung. Die Situation ist aufgrund der hohen Inflation und der Entwicklung der Kraftstoff- und Energiepreise bereits ziemlich kompliziert. Ihm fehle die Kompromissbereitschaft der Gewerkschaft, sagte OVN-Verhandlungsführer Klaus Schmidt. Die Arbeitgeber unterbreiteten kein neues Angebot, weil ver.di es ohnehin abgelehnt hätte. OVN hatte zuvor eine deutlich niedrigere Lohnanpassung angeboten. Beide Seiten wollen am 10. Oktober erneut verhandeln. Weitere Informationen Der zweitägige Warnstreik im privaten Busgewerbe dauert bis zum Betriebsschluss am Samstag. mehr Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Neues für Schleswig-Holstein | 19.09.2022 | Zeit 17:00