Informationen zu Reaktorventillecks – kein Sicherheitsrisiko
Das Energieunternehmen PreussenElektra hatte das Ministerium in der vergangenen Woche über ein „internes Ventilleck im Kernkraftwerk Isar 2“ informiert. Die Sicherheit ist nicht gefährdet. Gleichzeitig sagte der Betreiber, es seien keine Reparaturen nötig, wenn das Atomkraftwerk wie ursprünglich geplant Ende des Jahres abgeschaltet würde. Allerdings muss der Ofen repariert werden, um nach Ende des Jahres für einen möglichen Strombetrieb zur Verfügung zu stehen. Die Anlage sei etwa eine Woche lang abgeschaltet worden, heißt es in der Erklärung des Ministeriums, im Oktober, “weil die Brennelemente im Reaktorkern bereits im November zu reaktionsarm waren, um die Anlage aus dem Stillstand wieder hochzufahren”. Das Umweltministerium stellte fest: “Bislang hat der Betreiber immer erklärt, dass die Anlage bis Ende des Jahres nahezu voll ausgelastet sein wird.”
Neue Daten sollten berücksichtigt werden
Das Problem ist offenbar, dass die Brennelemente von Isar 2 bereits viel schwächer oder stärker verbrannt sind als erwartet. Dies deutet darauf hin, dass der Reaktor, wenn er Ende Dezember wie gesetzlich vorgeschrieben abgeschaltet wird, eigentlich nicht wieder angefahren werden könnte. Erst kürzlich hatte Isar 2-Betreiber PreussenElektra davor gewarnt, dass ein Backup-Betrieb technisch nicht realisierbar sei. Das Umweltministerium teilt nun mit, dass PreussenElektra bei den jüngsten Mitteilungen gegenüber einem Schreiben von Ende August „einige wichtige neue Informationen“ präsentiert habe. Damals flossen die alten Informationen auch in den sogenannten Stresstest zur Frage der längeren Lebensdauer des Reaktors nach Jahresende ein. Nach Angaben des Ministeriums müssen die neuen Informationen nun in Planungen für die Verfügbarkeit der Stromerzeugung im Jahr 2023 berücksichtigt werden. Finanzminister Habeck hatte Anfang September angekündigt, dass die Kraftwerke Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg bis Mitte April 2023 als Notreserve im Engpassfall zur Überbrückung von Stromengpässen zur Verfügung stehen sollen. Die PreussenElektra-Muttergesellschaft Eon erklärte am Montag, es sei aus technischen Gründen notwendig, „dass die laufenden politischen Diskussionen schnell zu einem klaren Ergebnis führen und schnellstmöglich Gestaltungssicherheit für alle Beteiligten hergestellt wird“.
Lemke weist Forderungen von Union und FDP zurück
Bisher ist unter anderem unklar, wer entscheidet, ob Atomkraftwerke wirklich gebraucht werden. „Darüber reden wir gerade in der Bundesregierung“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Wochenende. Dabei wies er Forderungen von Union und Koalitionspartner FDP nach längeren Laufzeiten für die verbleibenden deutschen Atomkraftwerke zurück. „Wir werden keine Laufzeitverlängerung beschließen, aber wir werden für den kommenden Winter klären, ob die Atomkraftwerke zur Versorgungssicherheit beitragen“, sagte er dem Nachrichtenportal „t-online“. Der TÜV-Süd und verschiedene Politiker von CDU, CSU und FDP hatten wiederholt erklärt, die Isar 2 sei sicher und könne und solle deshalb nach Jahresende Strom produzieren dürfen. Isar 2 wurde 1988 gebaut. Kritiker der Laufzeitverlängerung haben in der Vergangenheit immer wieder auf die Gefahren durch das Alter des Reaktors hingewiesen. Beim Atomausstieg fielen eigentlich alle zehn Jahre erforderliche Sicherheitschecks aus.
Kritik von Umweltschützern und Grünen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) betonte am Montag, das bekannt gewordene Leck und die dadurch notwendig gewordenen Reparaturen zeigten, dass von der Isar 2 ein permanentes Sicherheitsrisiko ausgeht. Daher muss das Kraftwerk sofort abgeschaltet werden. 13 Jahre alt ist die grundsätzlich alle zehn Jahre vorgeschriebene umfassende Sicherheitsüberprüfung von Isar 2. „Daher sind weitere Sicherheitsmängel nicht auszuschließen“, so die Umweltorganisation. Für Britta Haßelmann, Fraktionschefin der Grünen, stellen sich nun grundsätzliche Fragen. „Leider müssen wir feststellen, dass die Informationspolitik von Eon zu Isar 2 intransparent ist“, sagte er in Berlin. Dass nun neue geleakte Informationen aufgetaucht seien, sei besorgniserregend, zumal Eon seit Wochen behaupte, das Atomkraftwerk sei jederzeit bereit, den Betrieb über den 31. Dezember hinaus fortzusetzen, erklärte Hasselmann. Nun muss geklärt werden: “Seit wann wissen die bayerische Atomaufsicht und der Betreiber Eon von dem Leck?” Alle Fakten sollten auf den Tisch gelegt werden, denn “bei der Sicherheit eines Kernkraftwerks darf es keine Kompromisse geben”.
Die Landesregierung pocht auf den Weiterbetrieb
Das bayerische Umweltministerium pocht auf den Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Isar 2. Die von PreussenElektra gemeldeten „Betriebszustände“ sind nach Angaben des Umweltministeriums „sicherheitstechnisch unbedenklich“ und bekannt Aufsichtsbehörde. Wie die Pressestelle des Ministeriums auf Anfrage des BR mitteilte, handele es sich nicht um eine Beschwerde. Das bayerische Umweltministerium hält daher an der durch ein Gutachten des TÜV Süd bestätigten Position fest: „Ein Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Isar 2 wäre sicherheitstechnisch möglich.“ Um die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, ist nun eine „schnelle Änderung“ des Atomgesetzes durch die Bundesregierung notwendig. “Die Versorgungssicherheit der Menschen steht im Mittelpunkt.” Mit Material von Reuters, dpa und AFP.