Die jüngsten US-Inflationsdaten enttäuschten: Entgegen den Erwartungen ließ der Inflationsdruck im Land leicht nach, die jährliche Inflationsrate lag bei 8,3 Prozent nach 8,5 Prozent im Vormonat. Ökonomen hatten zuvor mit einem stärkeren Rückgang der Inflation und einer niedrigeren Rate von 8,1 % gerechnet. Besonders enttäuscht zeigten sich Finanzexperten und Anleger von der Entwicklung des Leitzinses. Die Kernverbraucherpreise (ohne Energie und Lebensmittel) stiegen im Monatsvergleich um 0,6 Prozent und im Jahresvergleich um 6,3 (5,9) Prozent. Befragte Ökonomen hatten mit Raten von 0,3 % und 6,0 % gerechnet. Diese Entwicklung bedeutet zusätzlichen Druck auf die US-Notenbank. Die US-Währungshüter haben bereits vor Monaten eine Zinswende zur Inflationsbekämpfung eingeleitet und die Leitzinsen für die USA mehrfach angehoben – bislang allerdings offenbar ohne den erwarteten durchschlagenden Erfolg an der Inflationsfront.
Kommt jetzt die Mega-Zinserhöhung?
Vor diesem Hintergrund wird die bevorstehende Sitzung des Federal Open Market Committee am Mittwoch mit Spannung erwartet. Marktbeobachter und Experten gehen einhellig davon aus, dass die US-Notenbank ihre geldpolitische Straffung nicht unterbrechen und den Leitzins erneut anheben wird. Die Analysten von Nomura erwarten sogar, dass die Zentralbanker die größte Zinserhöhung seit etwa 40 Jahren beschließen könnten. In einer von Reuters zitierten Research Note der Investmentbank prognostizieren Ökonomen, dass der Leitzins in der kommenden Sitzung um einen vollen Prozentpunkt steigen könnte. Experten verwiesen mit dieser Einschätzung auf weitere Inflationsrisiken. Zudem haben Analysten ihre Prognose für den Leitzins bis Februar 2023 um 50 Basispunkte angehoben und erwarten nun einen Wert von 4,50 bis 4,75 Prozent. „Seit einiger Zeit weisen wir auf den Aufbau einer Lohn-Preis-Spirale und zunehmend unbegründete Inflationserwartungen als Faktoren hin, die die Inflation länger hoch halten könnten und eine stärkere Reaktion der Fed erfordern“, berichtete Reuters unter Berufung auf den Bericht. „Angesichts der neuesten Daten glauben wir, dass sich diese Risiken durch eine höhere Gesamtinflation bei einer breiten Palette von Waren und Dienstleistungen bemerkbar machen.“ Erst vor vier Wochen kündigte der Leiter der Fed-Niederlassung in St. Louis, James Bullard, eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte für die September-Sitzung der Zentralbank an. Vor der Veröffentlichung der neuesten US-Inflationsdaten war der Markt auch davon ausgegangen, dass die Zinsen in der gleichen Größenordnung liegen würden. Am Mittwochnachmittag wird sich zeigen, ob die Notenbanker angesichts der heutigen Entwicklungen an der Verbraucherpreisfront gezwungen sein werden, die Zinsen deutlich anzuheben. finanzen.net Verlag Bildnachweise: tlegend / Shutterstock.com, Mesut Dogan / Shutterstock.com